Dr. Anselm Eicke (NEON Neue Energieökonomik GmbH) erläuterte den Einfluss des steigenden Anteils erneuerbarer Energien auf den Strommarkt – oder vielmehr, warum der aktuelle Strommarkt noch nicht angemessen auf die volatile Einspeisung von Photovoltaik- und Windstrom ausgelegt ist. Zwei grundlegende Probleme fallen dabei ins Auge:
Zum einen sind die Netzentgelte an persönlichen Lastspitzen ausgerichtet, was industrielle Großverbraucher dazu ermutigt, durch einen gleichmäßigeren Verbrauch bis zu 90% der Netzentgelte einzusparen. Dies führt jedoch dazu, dass das Prinzip Nutzen statt Abregeln
untergraben wird, da es wirtschaftlicher ist, die Einspeisung zu reduzieren, um einen gleichmäßigen Verbrauch ohne hohe Lastspitzen zu gewährleisten. Historisch gesehen war dies sinnvoll, da die Einspeisung sich am Verbrauch orientierte – zur optimalen Nutzung eines auf grüner Energie beruhenden Systems ist jedoch auch eine Anpassung des Verbrauchs an die Einspeisung notwendig.
Zum anderen resultieren aus dem notwendigen Ausbau der Netze um die neuen Erzeuger hohe Netzentgelte. Früher wurden Erzeuger in der Nähe der Verbraucher errichtet, jetzt werden sie an Standorten mit großem PV/Wind-Potenzial platziert, oft entfernt von den Verbrauchern. Dennoch werden die Kosten für den Netzausbau auf die Verbraucher vor Ort umgelegt. Dies führt zu einem Paradoxon, da die Netzentgelte dort am höchsten sind, wo am meisten grüner Strom erzeugt wird.
Der Vortrag lieferte auch entsprechende Lösungsvorschläge, wie zeitvariable Netzentgelte und eine räumliche Angleichung der Netzentgelte, um Netzbetreiber mit hohen Ausbaukosten zu entlasten. Diese Lösungsansätze müssen jedoch auf politischer Ebene umgesetzt werden – und was lernen wir (wieder einmal) daraus? Die Transformation des Energiesystems erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch einen grundlegenden Wandel bestehender Systeme.
Transformation des Energiesystems – Vorträge
Die Energiewende ist aktueller und dringender denn je. Nicht nur Klimaschutz ist ein Ansporn für die Nutzung von Erneuerbaren Energien, sondern auch die Verbesserung der Biodiversität, der behutsame Umgang von Rohstoffen oder der Einfluss auf die Verbesserung der nationalen Sicher-heit wie strategische Maßnahmen beim Handel mit fossilen Energieträgern und Rohstoffen in Kri-senzeiten zeigen. In diesem Kanal werden eine Auswahl von Vorträgen aus der Ringvorlesung „Transformation des Energiesystems“ angeboten.
Mit der Ringvorlesung werden Aspekte für eine nachhaltige Entwicklung (englisch: Sustainable Development Goals, SDGs) diskutiert, insbesondere das Ziel für eine bezahlbare und saubere Energie (SDG-7). Aber auch Herausforderungen zum Klimaschutz (SDG-13), Leben unter Wasser und an Land (SDG-14, SDG-15) werden thematisiert, die sich durch die Gewinnung und Nutzung von Energieträ-gern ergeben.
Zur Ringvorlesung werden Referenten aus verschiedenen Bereichen der Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik eingeladen. Die Ringvorlesung soll nicht nur technische Aspekte beleuch-ten, sondern hat das Ziel auch ethische, historische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen zu betrachten.
Die Vorlesung findet in einem zweiwöchentlichen Rhythmus im Sommer- und im Wintersemester statt. Alle sind dazu herzlich eingeladen auch in Präsenz oder Online teilzunehmen, auch um eine anregende Diskussion nach dem Vortrag zu ermöglichen. Weitere Informationen zur Ringvorlesung finden Sie dazu auch auf der Webseite https://www.energie.uni-hannover.de/de/information/veranstaltungen/ringvorlesung/.